Robotik 4.0 – FAQ

Weil immer wieder Fragen zu unserem besonderen Projekt gestellt werden, möchten wir im Folgenden einige Antworten geben.

Ich habe gehört, ihr macht da was mit echten Robotern. Was ist euer Ziel? 

Wir arbeiten an einem strukturierten Programm, das an unterschiedlichen Schulen gelingen kann und die Schülerinnen und Schüler auf ihre Zukunft in einer vernetzten Unternehmenswelt vorbereiten soll. Der Umgang mit „echten“ Robotern steht am Ende eines Spiralcurriculums, durch das die Schülerinnen und Schüler Fähigkeiten im Programmieren und Problemlösen erwerben.

Wie sieht dieses Spiralcurriculum aus? 

Der Kurs wird durch vier aufeinander aufbauende Blöcke strukturiert. Zunächst beginnen wir mit Scratch, einer visuellen Programmiersprache, die am MIT Media Lab entwickelt wurden. Nachdem die Kinder mit dem Grundkonzept der Programmierung etwas vertrauter sind, lernen sie, externe Mikrocontroller anzusteuern. Dies geschieht mit mit Open Roberta, einer Programmiersprache des Fraunhofer Instituts. Später erwachen dann Lego-Roboter mit der gleichen Programmiersprache zum Leben. Der Kreativität ist durch die häufig vertraute Lego-Umgebung keine Grenzen gesetzt. Schließlich nutzen die Schülerinnen und Schüler ihre gesammelten Kenntnisse und Kompetenzen aus den verschiedenen Bereichen, um die Steuerung und Programmierung von richtigen Industrierobotern zu erlernen.

Wie ist der Unterricht gestaltet? 

Wir lernen spielerisch und projektbezogen. Wir machen Fehler. Fehler gehören zum Lernen und sind gewollt. Wenn wir beispielsweise sehen, dass ein Lernender eine fehlerhafte Programmierung vorgenommen hat, werden wir diese nicht direkt korrigieren. Die Erfahrung, einem Roboter hinterher zu laufen und diesen nicht ausstellen zu können, ist wertvoll. Sie führt ohne den erhobenen Zeigefinger des Lehrers zwingend zu der Überlegung, was man verbessern kann.

Lässt sich das nicht auch im normalen Unterricht machen? 

Wir benötigen Zeit. Die hat man im regulären Unterricht nicht. Einmal im Quartal kommen die Schülerinnen und Schüler samstags für sieben Zeitstunden in die Schule, und haben so Zeit genug, auch komplexere und zeitaufwändigere Experimente oder Aufgabenstellungen zu bewältigen. 

Hat Robotik auch Auswirkungen auf andere Fächer?

Die komplette Vielfalt kann das Projekt nicht abdecken. Hier gibt der Medienkompetenzrahmen die Richtung vor. Jedes Fach muss sich beteiligen undsich an den neuen Herausforderungen ausrichten. Hierbei kann an jeder Schule das “Fach” Robotik Vorreiter, treibende Kraft und Ankerpunkt sein. 

Werden wir nicht ohnehin schon von der Digitalisierung überrollt und verdrängen immer mehr Roboter nicht immer mehr Menschen von ihren Arbeitsplätzen?

Neben dem professionellen Umgang mit Computern und dem Programmieren von Robotern werden in unserem Pilotprojekt die Schülerinnen und Schüler konsequent dazu angehalten, über die Chancen und Risiken der fortschreitenden Digitalisierung nachzudenken, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen, eigene Haltungen zu entwickeln und in Kurzvorträgen ihr anhand von Internetrecherche und Fachartikeln erworbenes  “Expertenwissen” den anderen Kursteilnehmern weiterzugeben.

Was hat die Firma YASKAWA davon?

Natürlich handelt Yaskawa, ein börsennotiertes Unternehmen, gewinnorientiert. Als japanische Firma mit dem Unternehmensgrundsatz „Serving the society“ übernimmt Yaskawa jedoch auch gesellschaftliche Verantwortung. In diesem Fall nicht nur durch technische Innovation, sondern auch dort, wo unterrichtet, gelernt und ausgebildet wird. Die Zusammenarbeit mit unserer Schule zeigt, dass Fachkräfte von morgen schon jetzt aktiv auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet werden können. Der Mittelstand als Innovationsmotor benötigt diese Fachkräfte. Es gibt sie – hier: Auch an unseren Hauptschulen und an unseren Realschulen!

Sind wir jetzt eine Berufsschule oder eine Fachhochschule?

 Die Veränderungen machen nicht vor Schulformen halt. Kinder und Jugendliche, die heute bei uns eingeschult werden, beziehen voraussichtlich erst im Jahre 2075 Rente. Wir müssen alle Kinder auf eine sich ständig verändernde Zukunft vorbereiten. In wenigen Jahren werden verschiedene Berufsfelder vollständig oder teilweise automatisiert sein. Klassische Ausbildungsberufe wie Lackierer, Lagerist, Schweißer, Zerspaner und Schreiner werden sich verändern. Auch die Landwirtschaft steht vor einem großen Umbruch. Hier liegen aber auch viele Chancen, um Mädchen und junge Frauen für Technik und klassische „Männerdomänen“ zu begeistern. Wir können unsere Schülerinnen und Schüler in Erweiterungs- undBasisklassen echte Zusatzqualifikationen auf dem Arbeitsmarkt bieten. Die Fähigkeit, praxisbezogen mit Problemen umzugehen und grundlegende Kenntnisse in der Steuerung und Programmierung zu erlangen, ist ein echter Wettbewerbsvorteil. 

Wird auf die Jugendlichen Einfluss genommen? Öffnen wir mit diesem Projekt die Tür für Lobbyarbeit in Schulen?

Natürlich haben Unternehmen auch Eigeninteressen. Aber praxisbezogene Lern- und Ausbildungsmöglichkeiten können und sollen durch die Kooperation mit starken Partnern ermöglicht werden. Die Arbeit mit Industrierobotern ist ein Baustein, der am Ende eines Gesamtkonzepts steht. Davor steht die Beschäftigung mit unterschiedlichen Facetten der Automatisierung, mit verschiedenen Zugängen und spielerischem Tun. Im Übrigen können wir den sechsten Baustein des Medienkompetenzrahmens NRW nicht ohne starke externe Partner umsetzen. Schule darf sich nicht in einem Elfenbeinturm verstecken. 

Was haben die Schülerinnen und Schüler davon? Wie profitieren sie von dem Projekt? 

  • Sie profitieren auf vielfältige Weise. Was spielerisch beginnt, endet in einem industriellen Anwendungsbezug, für den Schlüsselqualifikationen erlangt werden. Die Roboter der Firma Yaskawa kommen an vielen Stellen im industriellen Praxisbetrieb zum Einsatz. Im Zuge der Automatisierung werden diese oder ähnliche Roboter in weiten Bereichen des Mittelstands eingesetzt. Bei erfolgreicher Teilnahme im Kurs können Zertifikate erworben werden, die beim Einstieg ins Berufsleben große Vorteile bieten. 
  • Wir stellen tatsächlich Lebensweltbezug her, wenn Kinder wissen, wie etwas funktioniert und erleben, dass sie Roboter selbst steuern können.
  • Die Schülerinnen und Schüler profitieren von Beginn an durch die Förderung des räumlichen Vorstellungsvermögens, indem sie in dreidimensionalenKoordinatensystemenprogrammieren. 
  • Logisches Denken und konsequentes Arbeiten sind Voraussetzung dafür, sinnvolle Lösungsmöglichkeiten projektbezogen zu entdecken. Insbesondere eröffnen die Projekttage die Möglichkeit, den normalen Rahmen des Schulstundensystems zu verlassen und ermöglichen ein freieres Lernen.  
  • Schule sieht ihre Aufgabe darin, den Jugendlichen zu helfen, ihre Stärken zu entdecken und ihre Talente zu finden. Das kann dieses Projekt leisten. 
  • Nicht zuletzt diskutieren wir ausführlich über die Chancen und Risiken der Digitalisierung. Die Schülerinnen und Schüler benötigen neben technischem Know-How auch einen moralischen Kompass. Wir stehen an einer historischen Schwelle. Die Schulen müssen darauf reagieren. 

Ist dieses Projekt auch politisch relevant?

Das Projekt leistet einen Beitrag, dem Fachkräftemangelentgegen zu wirken. Unsere Arbeitswelt verändert sich. Wachstum, Innovation und höhere Taktzeiten sind Entwicklungsmotoren für den Mittelstand. Die frühe Berührung und Beschäftigung mit Robotern hilft Know-How aufzubauen. Mit dem Projekt liefern wir ein Beispiel der Umsetzung des Medienkompetenzrahmens – sowohl mit außerschulischen Partnern als auch durch die Öffnung der Schule. 

Abschlussbemerkung

Zurzeit betrachten wir den gesellschaftlichen Wandel im Silicon Valley von der Seitenlinie. Das ist jedoch kein Sturm im Wasserglas. Die Auswirkungen sind echt. Sie sind global. Lasst uns unsere Kinder in diese Herausforderungen stellen, damit sie ihnen begegnen können, damit sie an ihnen wachsen können, damit wir gemeinsam gestalten können. Salopp gesagt: Einem Kind beizubringen, wie Textverarbeitung funktioniert, ist nicht mehr genug.