„Was würdest du alles tun, um dazu zu gehören?“

Das Theaterstück Rausgemobbt 2.0 regt zur Diskussion über Cybermobbing an

Schon mit der ersten Sekunde hatten die drei Schauspieler des Tourneetheaters Comic on! die rund 60 Schülerinnen und Schüler der 8. Klassen der Hans-Dietrich-Genscher Schule gefesselt: Ein geschlossener Sarg steht auf der leeren Bühne und plötzlich beginnt eine Schießerei. So plötzlich wie sie begonnen hat, wird sie auch schon durch ein „Jess, jetzt mach doch endlich mal den Computer aus“, unterbrochen und es folgt eine genervte Antwort des Jungen. So schnell sind die Zuschauer schon Mitten in der Geschichte angekommen:
Es ist der letzte Abend von Jess, einem 16-jährigen Jungen, bevor er an die neue Schule kommt. Dass er schon viel erlebt hat, wird durch das anschließende Gespräch – natürlich virtuell – mit seinem besten Freund klar. Da Jess bestens virtuell vernetzt ist und jederzeit mit seinen Freunden reden oder noch besser zocken kann, beschließt er, sich in der neuen Schule aus allem heraus zu halten. Bereits vor dem ersten Schultag lernt er allerdings Chris kennen, die ebenfalls leidenschaftlich gerne zockt und die er virtuell schon aus seinem Lieblingsspiel kennt. Gleichzeitig lernt Jess aber auch die attraktive Vanessa kennen, die mit ihrer Clique die Schule dominiert. Besonders Chris ist häufig Opfer ihrer Schikane und wird durch peinliche Handyvideos extrem unter Druck gesetzt. Bald kann Jess nicht länger zuschauen und muss sich für eine Seite entscheiden.


Nach rund 45 Minuten beendet ein Knall die Vorstellung. Viele der Schülerinnen und Schüler zucken zusammen und schauen sich betroffen um. „Ist es schon vorbei“, hört man einen Schüler leise fragen. Das Theaterstück ist tatsächlich vorbei, aber die Diskussion fängt gerade erst an. Die drei Schauspieler setzen sich auf den Bühnenrand und fragen durch Handabstimmung nach den Eindrücken zum Theaterstück. Dabei wird schnell klar: Rausgemobbt 2.0 hat die Schülerinnen und Schüler für das Thema Mobbing sensibilisiert. Die nächsten 45 Minuten werden viele Fragen zum Umgang mit (Cyber-)Mobbing, den Gefühlen von Opfern und Tätern, den Gründen für Mobbing und mögliche Ansprechpartner bei Problemen geklärt, denen die Schülerinnen und Schüler gebannt folgen. Sie alle beteiligen sich aktiv an der Diskussion, bringen viel Vorwissen und eigene Erfahrungen ein, stellen interessierte Nachfragen und werden zum Nachdenken angeregt. Als es schließlich klingelt, sind alle überrascht, dass schon 90 Minuten vergangen sind. Der letzte Beitrag einer Schülerin fasst das gesamte Thema in zwei Sätzen zusammen: „Eigentlich ist es ja nicht schlimm, wenn man anders ist. Es ist sogar etwas Schönes!“